Es ist höchste Alarmstufe. Eine viröse Vergilbung grassiert in den Zuckerrübenkulturen. Diese führt zu Ertragsverlusten zwischen 30 und 50 Prozent. Übertragen wird der Virus durch Blattläuse. Ein bisher erfolgreiches Gegenmittel ist in der Schweiz seit 2019 verboten, weil es nicht nur die Kulturen schützt, sondern auch Bestäuber gefährdet. In Nachbarländern wurden allerdings Ausnahmebewilligungen für den Einsatz des Neonicotinoids mit Namen «Gaucho» gewährt. Damit es hier nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommt, wäre eine gesamteuropäische Koordination sehr hilfreich. Um massive Schädigungen zu verhindern und Konkurrenznachteile der Schweizer Bauern und Schweizer Zuckerwirtschaft auszugleichen, besteht dringender Handlungsbedarf.

Der Ständerat hat nun entschieden, dass meine Motion «Gleich lange Spiesse für den Schweizer Zucker» zur vertiefenden Diskussion und zur Vorberatung in die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Ständerates überwiesen wird.

Gleichzeitig anerkennt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) den Handlungsbedarf und hat an einem runden Tisch zusammen mit den Produzenten und Umweltorganisationen Massnahmen aufgezeigt und momentan zwei Produkte zur Blattbehandlung im Sommer 2021 zugelassen. Beide Produkte (Movento SC und Gazelle SG) werden auch in Kartoffelkulturen eingesetzt. Man darf gespannt sein, ob sie helfen.

Mit der Überweisung der Motion in die WAK ist sichergestellt, dass das wichtige Thema in der politischen Diskussion bleibt und sofort reagiert werden kann, sollten die Ersatzmittel nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Denn spätestens im Jahr 2022 müssen die gravierenden Wettbewerbsnachteile für den Schweizer Zuckerrübenanbau und die Schweizer Zuckerfabriken korrigiert werden.

Es braucht auch grössere Anstrengungen der Forschung für konkrete Lösungen zur wirksamen Bekämpfung des Virus. Das BLW hat deshalb diesen Herbst ein Forschungsprogramm lanciert. Alternative Methoden zum Schutz der Zuckerrüben, die Entwicklung von toleranten Sorten, neue Warnmodelle für eine gezielte Bekämpfung der Blattläuse sowie die Unterstützung von Produktionssystemen ohne Einsatz von Pestiziden stehen dabei im Fokus.